Stromkabel O2A Quintessence Sublim F1
Hifi ist eine Männerdomäne. Die Aussage hatte lange Bestand. Aber, meine Herren, den Zahn muss ich Ihnen leider ziehen. Meiner ist draufgegangen, als ich das Stromkabel Quintessence Sublim von O2A Kabel in 1,80m Länge in Händen hielt - natürlich ohne Betäubung.
Über die Schöpferin
Anna Popova zeigt, dass es keiner Alice Schwarzer bedarf, um sich zu emanzipieren. Als Tochter einer russischen Familie von Entwicklungsingenieuren, die in der russischen Raumfahrt tätig war, gewann die kleine Anna in ihrer Jugend ihr unersättliches Interesse an dem Thema Elektrotechnik. Im Jahr 2000 beendete sie schließlich ihr Studium als Ingenieurin für Nachrichtentechnik und Telekommunikation an der Technischen Hochschule Vilnus in Litauen - mit Auszeichnung übrigens. Ihre Fächerwahl Audio/Video Übertragungstechnik und HF Frequenzübertragung waren dann Antrieb genug, sich in der High - End Szene umzuschauen und festzustellen, dass es nicht schlecht wäre, auch eigenes Know-How mit einzubringen. Nachhaltig gestützt wurde diese Entscheidung durch ihre musikalische Ausbildung. Das Feingefühl für den authentischen Klang erwarb sich Anna Popova als Konzertpianistin, was mich zu der Mutmaßung führt, dass das Leben der Dame ziemlich ausgefüllt sein muss, denn diesen Weg behielt sie 12 Jahre bei. Ihr Schicksal führte sie nach dem Tod ihres Vaters von Moskau weg in das Fürstentum Liechtenstein, erzählt sie mir mit überaschender Offenheit, wo sie im Jahr 2008 die Firma Conceptas ins Leben rief. Dort setzt sie nun mit Erfolg ihre Idee, ein referenzwürdiges Hifi Kabel unter dem Label O2A herzustellen, in die Tat um.
Über den Namen
Ihr sehr hoher Anspruch spiegelt sich schon in der Namensgebung des getesteten Stromkabels wieder. Der Begriff Quintessenz, von uns meist als Begriff genutzt, wenn wir mehrere zusammenhängende Fakten zu einem Wesentlichen zusammenfassen wollen, stammt im Ursprung von Aristoteles, der den vier Elementen (Essenzen) Wasser, Luft, Feuer und Erde ein besonderes, fünftes (Quintus) Element zugestand. Aristoteles nannte es in seinem Weltbild "Äther", eine masselose, unveränderliche, ewige Substanz jenseits der Mondsphäre.
Erwähnenswert ist auch der lateinische Begriff "Sublim". Im Lateinischen bedeutet er so viel wie "Erhabenheit" oder "Das Erhabene". Im alltäglichen Sprachgebrauch ist etwas Großes und Überwältigendes damit gemeint, das aber nur mit hinreichendem Gespür für das Feine und Außergewöhnliche versteh- bzw. wahrnehmbar ist. In diesem Sinne zeugt das Sublime von großem Einfühlungsvermögen und Verständnis.
Diese Begriffsdefinitionen passen sehr gut zu diesem Test. Gute und sehr gute Kabel gibt es zu Hauf in der Hifi Szene. Die Unterschiede liegen meist sehr nahe beieinander, so dass es tatsächlich einem hinreichenden Gespür und einer hochwertig agierenden Anlage bedarf, sie heraus zu hören. Und das kann dann schon mal den Preis eines Kleinwagens wert sein.
Die Kabelkonstruktion
Anna Popova legt besonderen Wert auf ungehinderten Durchlauf und Authenzität der übertragenen Signale. Bis auf die Stecker ist der Stromfluss aufgrund der Kabelschirmung gegen Einstreuungen von außen geschützt. Die hier verwandten Qyaide F1 Stecker mit einer hochwertigen Platin/Palladium Beschichtung, die einen zusätzlichen Dynamikgewinn erbringen sollen, verfügen sowohl auf Anlagen-, als auch auf Stromseite über eine feste und sehr kipparme Verbindung. Dies deutet auf einen sehr geringen Übergangswiderstand hin, der leider allzu wenigen Steckern zu eigen ist, weil sie ein wenig zu klein gefertigt werden und besonders am Kaltgeräteanschluss kippeln. Besonders macht sich dieses Problem bei höher gewichtigen Verkabelungen bemerkbar, die den Stecker nach unten ziehen.
Foto: Karl Belkner
Das F1 Gehäuse besteht aus zwei Teilen, so dass man hier von einem Dualgehäuse spricht. Außen findet sich eine hoch dämpfende Aluminiumlegierung, die aus einem Stück gefertigt wird. Das Innengehäuse wird aus Delrin gedreht, einem besonders festem Kunststoff mit hervorragenden elektrischen Eigenschaften, der auch zur Vibrationsdämpfung dient. In diesem Steckerkonzept finden die 3 x 4,5 mm² Elektrolytkupfer bequem Platz. Auch hier bestätigt sich der hohe und professionell durchdachte Anspruch von Anna Popova an einen möglichst verzögerungsfreien Durchfluss. Sie verwendet ein Kupfer der Güte 3N5, das heißt, ein Kupfer mit 99,95 % Reinheit. Als Kontaktmaterial verwendet sie eine Beryllium - Kupfer Legierung, um einen bestmöglichen Leitwert zu erzielen. Die Kontakte selbst bestehen aus glasfaserverstärktem PBT.
Bevor Sie aber das mit maximal 20 Ampere belastbare Kabel in die Hand bekommen, nimmt sich die Kabelspezialistin heraus, es mit einem Einbrenngerät 72 Stunden zu behandeln. Ziel ist Veränderung der molekularen Struktur. Danach gilt es innerhalb von 20 - 30 Minuten Betrieb als eingespielt.
Das solch ein Aufwand seinen Wert hat, dürfen Sie annehmen. Das Kabel in der hier vorliegenden Konfiguration und 1,80 Meter Länge schlägt mit 1.780,93 € zu Buche. Länger ist natürlich möglich.
Der Hörtest
Wer vor dem Hörtest ein Kabel aus dem Baumarkt verwandt hat, dem dürfte die Investition sofort egal sein. Der Hörer wird sich fragen, wie er das nur all die Jahre aushalten konnte. Bei hochwertig verarbeiteten Mitbewerberprodukten sind die Unterschiede fraglos kleiner. Auf den ersten Blick spielt das Kabel, das ich wegen seiner Belastbarkeit am besten mit einem Verstärker verbinden würde, eher unspektakulär auf. Es dickt nicht im Bassbereich auf oder betont die Höhen. Ich beschreibe es eher so, dass die Anlage widerstandslos das wiedergibt, was sie zu spielen in der Lage ist. Die Trompete von Hugh Masekela kommt mir vor, als säße ich in direkter Nähe und nähme deren feinen Vibrationen wahr. Al Stewart, der sich mit Dave Nachmanoff durch komplexe Gitarrengriffe spielt, erreicht ein leichtes Gänsehautgefühl, da das Zupfen der Saiten so klar und angenehm wiedergegeben wird. Ähnliches widerfährt einem bei Allan Taylor. Das Ausschwingen des Tons im Korpus der Gitarre zeugt von einem sehr guten Timing. Aber auch die Stimme einer Kari Bremnes profitiert mit einer Klarheit, die man so noch nicht gehört hat. So sind es für meine Verhältnisse die Feinheiten, die souverän klar und direkt wiedergeben werden und mich beeindrucken. Dazu kommt eine Schnelligkeit, die ich insbesondere beim Hören mit Röhrenverstärkern wahrnehme. Letztendlich bringt dieses Kabel alles mit, was man meines Erachtens an ihm schätzen sollte. Mit ihm spielt eine Anlage dynamisch und schnell auf und bleibt völlig authentisch, ohne dabei kleinste Feinheiten zu verlieren.
Foto: Karl Belkner
Sie erinnern sich an die Begriffsdefinitionen? Es scheint so, als hätte Anna Popova, obwohl noch Neuling in der Hifi Branche, dass fünfte Element schon gefunden. Es heisst Emotion und führt bestimmt nicht zur Schlaftrunkenheit wie Äther. Nein, Spaß beiseite. Dieses Kabel wirkt in der Tat widerstandslos und damit sehr natürlich. Es verfärbt nicht. Und auch der Name "Sublim" wird der Bezeichnung des Kabels gerecht. Subsummiert man die Erlebnisse aus den verschiedenen Hörsessions, scheint der Nachrichtentechnikerin mit ihrer Musikaffinität etwas Außergewöhnliches gelungen zu sein. Und dafür benötigt es ein besonderes Einfühlungsvermögen.
Wenn Sie also bei dem Händler Ihres Vertrauens zu einem Hörtest auflaufen, um ein hochwertiges Stromkabel auszusuchen, das die Heiligkeiten ihrer Anlage möglichst maximal ausloten soll, dann sollte das Quintessence Sublim F1 von O2A Cables mit dabei sein.
Man darf gespannt sein, was Anna Popova mit ihrem noch jungen Alter für Ideen produzieren wird. Referenzen zum Ausprobieren aus dem Bereich Hifi hat sie genug im Regal, um innovative Wege im Kabelsektor zu beschreiten. Nebenbei liefert sie von Liechtenstein aus als zuständiger Vertrieb für verschiedene Hersteller hochwertige Hifi Elektronik nach Deutschland, Frankreich und in die Schweiz.
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